Was ist eigentlich ein Placebo?
Placebo wird in der Pharmakologie und der Medizin fast wie ein Schimpfwort gebraucht. Besonders in Verbindung mit Homöopathie! Aber wenn man es genauer betrachtet zeigt sich die eigentliche Bedeutung des Placebo-Effektes.
Wikipedia sagt dazu folgendes:
Ein Placebo (lat.„ich werde gefallen“) ist im engeren Sinn ein Scheinarzneimittel, welches keinen Arzneistoff enthält und somit auch keine durch einen solchen Stoff verursachte pharmakologische Wirkung haben kann. …
Placeboeffekte sind positive Veränderungen des subjektiven Befindens und von objektiv messbaren körperlichen Funktionen, die der symbolischen Bedeutung einer Behandlung zugeschrieben werden. Sie können bei jeder Art von Behandlung auftreten, also nicht nur bei Scheinbehandlungen.[1]
Als Heilpraktikerin und Homöopathin bewegt mich die allgegenwärtige Situation mir ihren zahllosen, nicht immer wohlgesonnenen Dikussionen. Zweifel an der Wirksamkeit und wundersame „Heilungen“ wechseln sich auch in meiner Praxis ab.
Und auch ich fände es sehr heilsam, wenn es endlich wissenschaftliche Studien gäbe, die einen Nachweis der Wirkung erbringen. Dann hätten diese leidigen Streitereien und gegenseitigen Beschimpfungen bald ein Ende. Wir alle sind eben Menschen, und Glaube allein reicht auch mir nicht.
Wissenschaftliche Studien zu Homöopathie bisher ohne überzeugende Ergebnisse
Ich selbst bin kein Wissenschaftler, einschlägige Texte überfordern mich meist, und ich glaube ich habe nicht einmal einen Halbsatz aus Quantenphysik oder ähnlichem verstanden. Aber ich denke gerne nach, und ich stelle mir neugierig Fragen.
Eines ist klar: In Homöopathie ist tatsachlich kein Wirk-STOFF drin, und wenn dann in so verschwindenden Mengen, dass es müßig ist darüber nachzudenken.
Aber was ist dann drin? Energie? Information? Wirklich gar nichts ausser Milchzucker? Und warum funktioniert es dann häufig trotzdem?
Ich glaube: Eine wissenschaftliche Untersuchung muss sich von der Vorstellung des stofflichen Inhaltes lösen, nur dann kann man Ergebnisse irgendwelcher Art erzielen.
Wir stellen einfach nur die falschen Fragen, wir suchen etwas, wo von vornherein klar ist, dass es nicht enthalten ist. Das kann ja nur schief gehen.
Wie wird denn beispielsweise die Wirkung von Sonnenlicht wissenschaftlich erforscht? Ein Sonnenstrahl enthält meines Wissens nach keine besonderen „Sonnenstrahl-Moleküle“. Sonnenlicht ist aus meiner naiven Sichtweise eine Kraft, eine Energie, die DInge in Bewegung setzt, andere Stofflichkeiten dazu bringt sich zu verändern.
Licht ist mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs, weil es an keine Materie gebunden ist.
Wie geht die Wissenschaft hier vor? Und wäre dieses Vorgehen möglicherweise auf die Erforschung der Homöopathie übertragbar?
Allerdings sprechen wir bei Sonnenenergie von einer definierten Energie, Homöopathie dagegen hat inzwischen tausende verschiedene Arzneimittel, und jedes davon wirkt theoretisch nur wenn es tatsächlich einigermaßen genau zu dem Erkrankten passt.
Das macht es in meiner Vorstellung nun kompliziert.
Ein anderes Beispiel ist das Guru-Phänomen. Es gibt Menschen, die schaffen es nur mit Kraft ihrer Anwesenheit und Worten Menschenmassen in Bewegung zu setzen, egal wie skuril ihre Ansagen sind. Ist das auch ein Placebo-Effekt? Stoffliche Wirkungen sind hier sicherlich auch nicht nachzuweisen. Viele solcher Bewegungen haben tatsächlich aus den besten und heilsamsten Absichten begonnen, leider sind die meisten am menschlichen Machthunger eskaliert und haben nichts Heilsames mehr an sich.
Wie ist das mit der Entstehung und Auswirkung von Gerüchten, mit dem enthaltenen Körnchen Wahrheit? Auch hier gibt es immer Menschen, die gegen bestimmte Gerüchte immun sind, andere treibt man damit in den Ruin, wieder andere profitieren davon das Infomationen falsch verstanden werden.
Dieser kurze Film präsentiert das ganz wunderbar: Der kleine Frosch
Die Intension von Information spielt die entscheidende Rolle
Was will ich mit dem was ich tue WIRKLICH erreichen?
Im Übrigen ist das eine Frage, die sich jeder immer wieder selbst stellen sollte, egal ob Mediziner, Homöopath, oder sonst wer – aber das nur mal am Rande…
Dr. Hontschik bezeichnet homöopathische Therapie als „…erfolgreiche Beziehungsarbeit mit dem klugen Placeboeinsatz…“. Sein Artikel in der Frankfurter Rundschau ist wirklich lesenswert: Runter vom hohen Ross.
Dies ist nun meiner Meinung nach der entscheidende Faktor, der so schwer wissenschaftlich nachzuweisen ist:
Die Interaktion des Therapeuten
Wie kann man erklären, das ein und die selbe Arznei einmal wirkt und einmal nicht? Wie kann eine wissenschaftliche Studie Fehler eliminieren, die zwangsläufig passieren, weil die Probanden ebenso wie die Therapeuten eben NICHT den gleichen Ausgangspunkt haben. Probanden leiden je nach Untersuchung zwar unter der gleichen Krankheit, erleben sie aber völlig anders und haben garantiert unterschiedliche Anamnesefaktoren wie soziales Umfeld, Vorerkrankungen, Modalitäten, Vorlieben etc. Und diese Faktoren sind in einer homöopathischen Behandlung nun mal von höherem Interesse und Wichtigkeit als bei einer herkömmlichen Therapie.
Ausschlaggebend ist meiner Meinung nach der Vermittler, der Therapeut welcher die Arznei an den Klienten abgibt.
Wir haben
- Den Patient, der die Symptome mitbringt,
- Die Arznei die hoffentlich das Potential zur Heilung in sich hat
- Den Therapeut der die beiden zusammenbringt.
Wenn das Medikament sehr stofflich ist, z.B. ein Blutdrucksenker, dann ist es offensichtlich dass Therapie nur funktioniert, wenn
- Der Patient den passenden hohen Blutdruck hat
- Das Medikament genau auf die Ursache abgestimmt ist
- Der Arzt fähig dazu ist, das Richtige unter den zahlreichen Blutdruckmitteln zu verschreiben.
Störfaktoren können sein, wenn der Patient z.B. verschweigt dass er täglich drei Liter Kaffee und RedBull trinkt, oder das Medikament gepanscht ist (kommt leider auch in Deutschland vor). Entscheidend ist in jedem Falle, dass der Arzt genau untersucht hat und das passende Medikament auswählt. Je empathischer er das tut, desto mehr wird er von dem Patienten erfahren und desto besser kann er die Therapie abstimmen.
Der Homöopath hat aber nun keine stofflichen Medikamente. Er hat auch keine empirirschen Vergleichswerte und Studien auf die er sich stützen könnte. Er hat etwas anderes: Informationen für das Selbstheilungspotential des Kranken.
Homöopathie ist Information
Der größte Schatz der Homöopathie ist ihre Materia Medica.
Zahlreiche Praktiker, Forscher und Theoretiker haben Unmengen an Informationen über menschliche Reaktionsformen gesammelt und dokumentiert. Den Anfang machte Samuel Hahnemann und bis heute kommt immer mehr Wissen hinzu – Wissen über die altbekannten Arzneien wird immer detaillierter und neue Substanzen werden erforscht. Es entstehen fortlaufend neue Kategorisierungsmöglichkeiten, unterschiedliche Schwerpunkte werden gesetzt.
All diese Informationen wollen verwaltet und einsortiert werden, naturgemäß entstehen dabei unterschiedliche Meinungen was dabei die beste Methode wäre. Der eine hält sich strikt an Hahnemanns Regeln, ein anderer sortiert nach dem Periodensystem, wieder andere nach Systematik Mineral / Pflanze / Tier / Mensch oder nach erblichen Belastungen, den Miasmen.
Die Gemeinsamkeit aller Richtungen ist ein umfassendes Verstehen warum ein Mensch tickt wie er tickt, warum er gar nicht anders kann als so zu ticken wie er tickt.
Wer schon einmal in einer Materia Medica geblättert hat, darf staunen was es alles an menschlichen Reaktionsmustern zu beschreiben gibt. Ich glaube nicht, dass es in irgendeiner anderen Fachrichtung ebenso detailliertes Werke gibt, die annähernd aufschlussreich erörtern warum unterschiedliche Menschen mit ein und dem selben Problem / Symptom so verschieden umgehen, körperlicher und psychischer Natur.
Homöopathische Forschung hat es ermöglicht herauszufinden, wieviel Information in einer Substanz stecken kann. Eine Blume wie Pulsatilla trägt völlig andere Informationen und Prinzipien in sich, als eine Biene, ein Mineral wie Calcium oder menschliche Muttermilch. Und all diese Prinzipien lassen sich auf menschliches SEIN übersetzen.
Ganzheitliche Behandler gehen davon aus, dass einem Menschen wenn er krank wird entweder etwas fehlt, oder er hat von etwas zu viel. Das Gesunde ist allerdings nach wie vor in ihm gespeichert, es ist nur verloren gegangen – irgenwo in den Tiefen unseres Bewusstseins, unseres Stoffwechsels oder unserer Energieversorgung. Ein solcher Therapeut wird nun versuchen gemeinsam mit dem Patienten, das Verlorene wiederzufinden und an die Oberfläche zu spülen, damit Selbstheilung beginnen kann.
Essentiell in diesem Prozess sind Informationen die an das System des Patienten gegeben werden, frei nach dem Motto „schau doch mal in die linke Schublade von unten in der dritten Kommode rechts.“
Ob diese Informationen nun über gelungene Fragen, ein mitfühlendes Zuhören, gemeinsames Musizieren, reinigen von Informationskanälen (sei es der Darm oder Meridiane) oder heilsame Berührung überbracht werden ist eigentlich völlig egal. Hauptsache der Mensch findet am Ende seinen persönlichen gesunden Zustand wieder.
Homöopathie packt diese exemplarischen Informationen nun in Globuli oder Tropfen. Wie das genau klappen kann ist auch so ein wissenschaftliches Rätsel, aber es funktioniert. Ich selbst bevorzuge ein Verreiben der Substanz in Milchzucker, und wurde mehrfach überzeugt, daß sich so die Information aus dem Stoff lösen kann und in die Trägersubstanz übergeht. Beispielhaft habe ich das in diesem Artikel beschrieben: Verreibung des stinkenden Storchenschnabels.
Ein guter Homöopath findet also ein, dem Menschen in seiner derzeitigen Situation, möglichst ähnliches Prinzip und gibt ihm diese Information als Suchhinweis in Form der entsprechenden homöopathischen Arznei.
Natürlich wirken die vertrauensvollen Gespräche, die Zeit die der Therapeut für den Klienten hat, das Vertrauen das sich aufbaut mit – dennoch… auch in der besten Therapeut-Klient Beziehung bekommt der Patient manchmal Globuli die einfach nicht wirken – die Beschwerden verändern sich nicht, oder nicht genug. Und wird dann doch noch das passende Mittel gefunden kann es durchaus innerhalb kürzester Zeit zu einer schlagartigen Verbesserung oder gar Heilung kommen.
Die Wende ist dann der Punkt, an dem der Therapeut den Klienten in seiner Tiefe verstanden hat, und das dazu passende Prinzip vermittelt.
Ein anderer Therapeut ist vielleicht genauso ausgebildet, hat genausoviel Wissen – aber er konnte das Prinzip des Klienten nicht verstehen, weil er es selbst nie erfahren hat. Man erkennt nur was man kennt!
Ich zum Beispiel kann ganz schlecht mit Hauterkrankungen arbeiten – ich verstehe sie nicht, und ich hatte selbst auch noch nie Hautprobleme. Auch kann ich selbst nicht mit Menschen arbeiten, die keinerlei Neugier haben – ich kenne das Prinzip „einfach leben und nehmen was kommt“ nicht – und ich verstehe die Menschen nicht, die keine Fragen haben. Ich mag sie – und finde o.g. Prinzip oft sehr verlockend – aber helfen kann ich ihnen nicht, weil mir das Prinzip fremd ist.
Um auf den wissenschaftlichen Ansatz zurückzukommen:
Nicht jeder Behandler kann bei jedem Patienten erfolgreich sein, und deswegen sind klinische Studien nicht das Mittel der Wahl die Wirksamkeit von Homöopathie zu beweisen. Es muß irgendwie anders gehen – irgendwann!
Mir ist völlig klar, dass ich hier vieles nicht beachtet habe, vieles nicht weiß und vieles fehlt. Deswegen freue ich mich auf lebendige Diskussionen, neugierige Fragen und kluge Antworten!
Vielen Dank, dass du bis hierher gelesen hast!
Ich freue mich immer riesig über Kommentare und beantworte sehr gerne deine Fragen.
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