Geheiltes Lycopodium - Wunden und Potential
Lycopodium ist eines der am meisten erforschten Mittel in der Homöopathie – ein so genanntes Polychrest – am meisten geliebt und am meisten gehasst. Kaum ein Homöopath würde freiwillig zugeben ein „Lycopodier“ zu sein, wobei ich dieses Schubladendenken von Haus aus eher meide. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir uns nicht auf ewig „dem einen Konstitutionsmittel“ zuordnen können, sondern dass wir mehrere Anteile in uns tragen, die je nach Phase und Anforderung zum Vorschein kommen.
Lycopodium symbolisiert den Schattenanteil der Homöopathen
Ich habe den Verdacht, dass die Unart mancher Therapeuten, den Patienten nicht zu sagen, welches Mittel sie bekommen haben, teilweise daran liegt, dass sie befürchten, der mündige Patient könnte nachlesen und sich über die Arznei-Gabe informieren.
Bei Lycopodium ist es definitiv so. Denn in 98% der frei verfügbaren Texte wird der lycopodische Mensch als unerträglicher und distanzloser Besserwisser dargestellt, der eine wahre Plage für den Rest der Bevölkerung darstellt. Er sei nicht nur rechthaberisch, feige und ein Sozial-Chauvinist, sondern zudem auch noch klein, hässlich und meist impotent.
Auch ich war lange der Meinung, dass Menschen die dieses Mittel brauchen die unangenehmsten aller Zeitgenossen sind.
Mein erster Entwurf zu einem Essay über Lycopodium hieß demnach:
„Herr Lehmann war ein Arschloch – genauso wie sein Dackel“ Gott sei Dank hab ich das nie fertig geschrieben.
Mir drängt sich einfach der Verdacht auf, dass insbesondere unsere klassisch-genuinen Kollegen hier einem Schattenanteil Ausdruck verleihen, den sie auf Teufel komm raus unterdrücken wollen.
Mehr dazu in diesem Artikel Homöopathie in der Kritik
Denn ein Therapeut, der zwischen sich selbst und dem Klienten einen eindrucksvollen Abstandshalter mittels Schreibtisch stellt, die Sitzung überwiegend damit verbringt, in Büchern zu blättern, oder in seinen PC zu hacken, der vorab ellenlange Fragebögen verschickt, um sich ja nicht zu sehr mit Nebensächlichkeiten auseinander setzen zu müssen, um am Ende mittels einer Statistik zu einem Heilmittel zu kommen, der hat meiner Ansicht nach nicht verstanden, dass es in einer wohlwollenden Therapie darum geht, dem Klienten auf Augenhöhe zu begegnen und ihn in seiner Tiefe verstehen zu wollen.
Anmerkung: Der Einfachheit halber benutze ich durchgängig die männliche Ausdrucksweise, und meine damit jederzeit das Arzneimittelbild, oder einen Menschen, der überdurchschnittlich viele lycopodische Symptome an den Tag legt.
Meine Heilgeschichte zu Lycopodium
Wie gesagt, ich habe diese Arznei auch sehr lange nicht verstanden.
Mein Einsatz dieses Mittels beschränkte sich die meiste Zeit auf Klienten mit Verdauungsproblemen und Leberstörungen, ich habe es einfach nicht gewagt, mich in der Tiefe damit zu befassen. Da ich zu den Menschen gehöre, die alles einmal ausprobieren, habe ich das Mittel auch selbst genommen, aber keinerlei Erfahrungen feststellen können. Somit war das Thema für mich erledigt: „Ah ich hab nichts von Lycopodium an mir – puh, Gott sei Dank.“
Dennoch kamen immer wieder Menschen in meine Praxis, denen dieses Mittel (kapitulierend von mir auf Verdauungsprobleme verschrieben) insbesondere seelisch sehr gut geholfen hat. Das Dumme war nur, diese Menschen entsprachen überhaupt nicht meinem Lycopodium Verständnis.
Doch dank dieser Leute durfte ich allmählich verstehen, was für ein psychisches und seelisches Potential in diesem Arnzeimittelbild liegt.
Inzwischen erkenne ich „meine Lycopodier“ daran, dass ich einerseits angesichts ihrer Weisheit ganz ehrfürchtig werde, und andererseits überschwemmt mich eine Welle von behutsamer, mütterlicher Zärtlichkeit, die aber nur ganz vorsichtig verbal zum Ausdruck gebracht werden darf.
Uralte Weisheit
Da ich mich in folgendem Text einigermaßen aus dem Fenster lehne, und ihn nur aufgrund meiner eigenen Beobachtungen formuliere, möchte ich betonen, dass es mir immer wichtig ist, das Wesen eines Grundstoffs der Homöopathie mit einzubeziehen. Die Signatur von Pflanzen, allopathische Verwendung oder bewährter, zum Teil Jahrhunderte lange Verwendung der Grundsubstanz fließen IMMER in meine Forschungen ein.
Der Kolben-Bärlapp ist eine unserer Urzeitpflanzen, sie existiert seit mindestens 350 Mio Jahren auf unserem Planeten, weitestgehend unverändert im Erbgut und Wuchsform. Lustigerweise kursiert unter Homöopathen die Annahme, dass sie dereinst ein riesiger Baum war, der in grauer Vorzeit ein wesentlicher Bestandteil der urzeitlichen Wälder war.
Dafür gibt es keine botanischen Quellen, wohl ist Lycopodium ein sehr naher Verwandter dieser Urzeit-Riesen, aber es existiert seit Ewigkeiten in der Moosartigen Form, die wir bis heute kennen.
Bereits hier erkenne ich eine höchst interessante Parallelität:
Lycopodium versteckt seine gefühlte Kleinheit hinter großen Persönlichkeiten. Dabei hätte er das überhaupt nicht nötig.
Kaum ein Lycopodier, der seine Rede nicht mit großen Zitaten berühmter Persönlichkeiten schmückt, der bestens alle Namen der wichtigsten Experten im Schlaf herunterrasseln könnte, oder Besserung durch das Lesen imposanter Fachbücher erfährt.
Und wirklich – er hätte es nicht nötig. Denn die einigermaßen gesunden lycopodischen Menschen, die ich kennen lernen durfte, sind selbst hervorragende Experten in ihrem Bereich. Viele davon sind nur zu bescheiden um das für sich wahr haben zu wollen.
Diese uralte Pflanze hat sich also kaum verändert, seit 350 Millionen Jahren – was sagt uns das?
Sie ist praktisch perfekt. Sie hat all die Zeiten überlebt, ohne großartig Mutationen bilden zu müssen, sie kann jeder Veränderung standhalten und braucht sich nicht groß anpassen, denn sie passt immer.
Egal ob Eiszeit, Hitzeperioden, Meteoriteneinschläge – sie hat alles überlebt, auch die Dinosaurier. Nur in letzter Zeit ist sie auf die Rote Liste gerutscht. Ich bin zuversichtlich, dass sie dort nicht lange bleiben wird.
Und genau diese Veränderungen sind das, womit ein kranker Lycopodier nicht klar kommt. Es darf nicht zu kalt, nicht zu heiß sein. Nicht zu fest, nicht zu flüssig, nicht zu locker und nicht zu eng. Urlaub in fremden Ländern ist schwierig, denn da ist ja alles anders, nicht mal richtig aufs Klo gehen kann man da.
Wäre da nicht die ewige Verlockung seinen eigenen Horizont erweitern zu wollen. Dafür riskiert der Lycopodier auch Unannehmlichkeiten wie Verdauungsprobleme und Versorgungsengpässe mit guter deutscher Hausmannskost (die er allerdings auch zuhause oft nicht verträgt, aber dennoch innig liebt).
Diese uralte Substanz erkennt man auch sehr häufig bei Lycopodium Babys, die kommen auf die Welt und sehen bereits aus wie uralte Seelen. Nicht nur im Ausdruck der Augen, sondern auch im ganzen Gesicht erinnern sie an alte Männer, insbesondere wenn sie von ihren heftigen 3-Monats-Koliken geplagt sind.
Spätzünder und Langsamentwickler
Der Bärlapp braucht etwa 15 Jahre bis er geschlechtsreif wird. Auch lycopodische Jungs sind in Punkto Freundin eher später als früher dran. Zwar würden sie das niemals zugeben, aber es dauert tatsächlich länger bis so ein junger Mann eine wirklich befriedigende sexuelle Beziehung findet. Mag sein, dass er früh zu üben beginnt, aber wirklich ankommen wird er durchschnittlich später als seine Geschlechtsgenossen.
Das Wort „Spätzünder“ trifft somit auf Pflanze und Mensch zu.
Denn die Pflanze zündet nach all den Jahren als vor sich hinwachsendes Neutrum in einer gewaltigen Wolke von gelben Sporen seine Vermehrung in eine neue Generation. Diese Sporen können sich dann bis zu 300km weit verbreiten. Am neuen Zielort angekommen dauert es wiederum 6-7 Jahre, bis sie endlich auskeimen.
Angesichts ihrer immensen Lebenserfahrung und Lebensdauer ist es nicht verwunderlich, dass diese Pflanze sich viel Zeit lässt, sie kann es sich leisten. Ein lycopodisch geprägter Mensch hat parallel dazu allerdings immer das Gefühl, er hätte zu wenig Zeit.
Legendär der Film Clockwise mit dem unnachahmlichen John Cleese, der die allmähliche Heilung eines geplagten extrem lycopodischen Lehrers zeigt.
Meiner Erfahrung nach, werden lycopodische Menschen mit den Jahren immer liebenswerter, sie horten ihr Wissen jahrelang, oder begnügen sich mit anstrengender Rechthaberei, um dann endlich so ab 50-60 der Gesellschaft zu zeigen, was sie für Perlen sind. Freilich sind solche Menschen, wenn sie in einer liebenden und wertschätzenden Umgebung aufgewachsen sind, deutlich früher dran. Aber leider erleben dies die wenigsten meiner Klienten, viele von ihnen tragen tiefste Wunden von Beschämung und Ohnmachtserfahrungen in sich.
Genutzt werden zumeist die Sporen der Pflanze.
Sie wurden als Trennmittel in der Pharmakologie eingesetzt, damit Tabletten sich rückstandsfrei aus der Pressform lösen lassen. Außerdem sind sie nach wie vor bei Schaustellern beliebt, die das helle Aufblitzen beim Anzünden nutzen um ungefährliche Theaterblitze entstehen zu lassen, oder als biologisches Pulver für Feuerspucker. In der Kriminalistik werden sie als Fingerabdruckpulver verwendet um Spuren zu sichern.
Und hier möchte ich überleiten zu den großartigen lycopodischen Lehrern:
Was ist ein guter Lehrer?
Lehrer die man sein Leben lang ehrt und sich immer gern erinnert sind selten. Und ich wage zu behaupten, dass diese Menschen einen erheblichen gesunden Lycopodium-Anteil haben.
Ein guter Lehrer sagt Sätze, die du dein Leben lang nicht vergisst. Er fördert und fordert gleichermaßen wohlwollend das Potential des Schülers, und ist nicht selten der einzige Halt, den Kinder aus schwierigen Lebensbedingungen haben. Man findet sie häufig in der Position eines geliebten Vertrauenslehrers.
Ein guter Lehrer zündet wie der Feuerspucker regelmäßig wahre Explosionen an Neugier und tiefer Begeisterung, er ist in der Lage die Schüler zu Höchstleistungen zu bringen, allein deshalb, weil sie durch ihn Freude am Lernen und Wissen lernen. Im Club der toten Dichter sehen wir Robin Williams in der Verkörperung der Tragik rund um das vom Establishment geächtete Lycopodium.
Und wie beim Trennmittel für Pillen kann ein lycopodischer Lehrer den Schüler in Freiheit ziehen lassen, wenn er ihm alles gelehrt hat was er weiß. Er wird bescheiden und voller Freude stolz auf seinen Schüler sein, wenn dieser ihn an Wissen und Erfolg überrundet.
Bei folgendem Satz auf Wikipedia musste ich herzlich lachen:
„Früher wurden die Bärlappsporen in der Apotheke bei der Herstellung von Pillen als Trennmittel eingesetzt. Diese Anwendung ist heute nicht mehr zu empfehlen, da sie Allergien vom Soforttyp auslösen können, die zu asthmatischen Symptomen führen.“
Ja – ein kranker Lycopodier kann in seiner Umgebung auch schwere allergische Reaktionen psychischer Art auslösen. Am schlimmsten, wenn zwei solcher Typen aufeinander treffen – die werden sich verbal mit aller rhetorischen Kunst die Köpfe einschlagen!
Und auch die Verwendung als Pulver zur Sichtbarmachung von Fingerabdrücken erinnert mich an meine besten Lehrer. Sie machten mir deutlich wer ich bin, sie zeigten mir einen wesentlichen Teil meines ICH´s. Das, was nie kaputt ging, was einzigartig zu mir gehört, und worin ich immer gut sein werde.
Tiefste Berührbarkeit und höchste Sensibilität
Der Wesenskern solcher Menschen ist ganz fein und sehr weich. Nur wenig andere Arzneimittelbilder zeigen eine solch tiefe Berührbarkeit und auch Verletzlichkeit. In der prozessorientierten Homöopathie gehören sie zu den medialsten aller Mittel. Ihre Antennen sind derart fein, dass sie selbst geringste Veränderungen wahrnehmen, und mit ein wenig Schulung zielsicher in ihrem Gegenüber lesen können wie in einem Buch. Allerdings braucht es eine lange Weile, bis sie diese Fähigkeit als solche erkennen, und nicht mehr jede Reaktion des Anderen als persönlichen Angriff empfinden, sondern sie als das erkennen was sie ist: Eine verborgene Regung in dessen Gefühlswelt.
Natürlich muss so eine verletzliche Seite stark geschützt werden, der Lycopodier tut dies mit starken Worten, spitzfindigen Bemerkungen, und nicht selten in dem er den Anderen mit klug gewählten, subversiven Implikationen beschämt. Ein verbaler KO-Schlag.
Besonders amüsant erleben wir den Werdgang eines verletzten Lycopodier in dem Roman „Ein Mann namens Owe“
Wenn du einem Lycopodier sagst, er wäre hochsensibel oder medial, dann wird dieser wahrscheinlich empört alles als „Esoterisch“ und „unwissenschaftlich“ von sich weisen. Damit hätte er nichts zu tun. Er fühlt sich in diesen Welten einfach nicht wohl, und verlässt sich lieber auf das Rationale und das logische Denken.
Ich unterstelle, dass er sich von dieser spirituellen Welt schlicht und einfach bedroht fühlt. Denn einerseits weiß er genau Bescheid, wie wahrhaftig seine Gefühle und sein Spürsinn sind, auch wenn er keine Worte dafür findet, aber andererseits passt es einfach nicht in sein Weltbild der Wissenschaft und des logischen Denkens.
Er wäre ein Experte für spirituelles Leben, ohne jemals etwas dafür gelernt zu haben, aber in seinen Augen ist die Welt des Glaubens und Vertrauens, der Empfindungen und Gefühle ein Ort der Schwäche. Und mit Schwäche kann er erst mal überhaupt nicht umgehen.
Geheiltes Lycopodium zeichnet sich hingegen IMMER (und da lege ich mich fest) durch eine tiefe spirituelle Geisteshaltung aus.
Da Lycopodium so spürig ist, bekommt er auch jedes Körpersymptom deutlich mit. Er fühlt seine Organe arbeiten, und zeichnet jedwede Veränderung auf. Und wie ich schon eingangs erwähnte, Veränderungen machen ihm Stress. So sind diese Menschen nicht selten hypochondrisch veranlagt, und deuten die kleinsten Symptome als große Krankheit. Doch je mehr sie lernen, dass ihr Fühlen nichts Weniger als eine effektive Unterstützung ihres großartigen Verstandes ist, desto weniger werden sie sich ständig Sorgen um ihre Gesundheit machen.
Meister der Integration
Lycopodier sind größten Gegensätzen ausgesetzt. Sie verkörpern so viel Polarität, dass sie häufig ins Schwanken geraten. Körperlich äußert sich das nicht selten in Ohnmachtsneigung, unerklärbarem Schwindel oder an der merkwürdigen Wahrnehmung an zwei Orten gleichzeitig zu sein.
Sie müssen irgendwie die Grätsche hinkriegen, zwischen männlich und weiblich – denken wie ein Mann und fühlen wie eine Frau 😉 – zwischen logisch und irrational.
Die kleine kriechende Pflanze ist so stark, dass sie so ziemlich alle anderen Lebensformen überlebt hat, gefühlte Schwäche ist in Wahrheit ihre Größe.
Meiner Meinung nach liegt hier der psychosomatische Hintergrund für die zahlreichen Verdauungsbeschwerden.
Ihr System ist ständig damit beschäftig zu verdauen. Nahrung in Nährstoffe umzubauen, Sensible Eindrücke zu verarbeiten, Infos aus den Antennen zu verwerten, und sich gleichzeitig dafür zu verteidigen, damit keiner entdeckt, dass sie in Wahrheit so viel empfinden. Dabei geht eine Menge Energie verloren, und auch das Kraftwerk des Körpers – die Leber – kommt an ihre Grenzen.
Sobald Lycopodier lernen, sich in ihrer Empfindsamkeit anzuerkennen, diese zu ehren und einfach fließen zu lassen, werden ihre Verdauungs- und Leberprobleme deutlich weniger. Sie können in Fluss mit dem Leben kommen, gehen in das große Vertrauen, und gleichermaßen beginnen ihre Verdauungssäfte auch wieder harmonisch zu fließen.
Tiefe Wunden und versteckte Schmerzen
Lycopodisch geprägte Menschen sind Rechthaber – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie haben tatsächlich meistens Recht! Sie bilden ihre Meinung und ihr Wissen so gründlich, dass ihnen kaum einer das Gegenteil beweisen kann.
Da sie aber besonders in der Kindheit und Jugend rein körperlich unterlegen sind, benutzen sie nicht selten ihren Verstand als Waffe, und machen sich damit häufig sehr unbeliebt.
Schlaumeier und Streber sind so ziemlich die Unbeliebtesten aller Schüler.
Deshalb erfahren sie nicht selten Mobbing oder üble Streiche. Sie werden gedemütigt, besonders auf der körperlichen Ebene, gerade da, wo sie doch so sehnsüchtig gerne punkten würden.
Das trifft besonders die Jungs sehr hart, lycopodische Mädchen habe ich bisher nicht kennen gelernt. Eine Strategie ist häufig, dass sie sich körperlich kräftige Freunde suchen, und diese für deren Bodyguard-Dienste mit der Übernahme der Hausaufgaben oder bereitwilligem Abschreiben-lassen bedanken. Clever sind sie in jedem Fall. Auch die Funktion als schlauer Klassenclown oder gerechter Klassensprecher ist eine gute Möglichkeit um anerkannt zu werden.
Im Sport gelten sie als gewitzte Taktiker, da sieht man ihnen nach, dass die Kraft nicht vom allerfeinsten ist, Fußball ist ein idealer Sport für einen lycopodischen Jungen. Da darf man dann auch mal weinen wenn man gewonnen hat.
Auch wissen sie genau, wie man sich bei Mädchen als Frauenversteher beliebt machen kann, und sind dann schwer enttäuscht, wenn die holde Weiblichkeit doch den Muskelprotz erwählt.
Da sie aber so sehr empfindlich sind, wirkt jede psychische Verletzung, jede Missachtung und jede Zurechtweisung wie ein Keulenschlag. Man nennt das häufig „schnell beleidigt“, aber im Wissen um ihre zarte Seele ist dieser Ausdruck nur eine weitere Demütigung und Entwertung. Diese Erlebnisse können ihnen lebenslang wie ein Stachel in der Wunde bleiben.
Das Potential der Verwundungen
Menschen, die solch schmerzhafte Erfahrungen der Demütigung, der Ohnmacht und der Scham gemacht haben, und es schafften diese Erlebnisse zu verdauen, sind prädestiniert dafür anderen Menschen in solch einer Lage beizustehen.
Sie verstehen ohne große Worte, wissen genau was zu tun ist und handeln entsprechend behutsam – nämlich durch reines Dasein, Stillsein, und Anerkennen.
Sie halten den Raum für eine Person, die in sich zusammengefallen ist, und keine Abwehrkräfte mehr besitzt. Sie können warten, sie haben Zeit und sie spenden die Erfahrung der heilenden und zeitlosen Stille, in der in Ruhe Altes heilen und Neues gedeihen kann.
In diesem Sinne möchte ich diesen Artikel meinen drei wichtigsten Lehrern widmen.
Ja, ich weiß, mit Dankesreden könnt ihr nicht gut umgehen, deshalb nur diese kleine Widmung am Schluss.
Ich danke
Meinem Deutschlehrer Herrn Klinger in Tutzing, er hat in mir eine nie endende Begeisterung für den Wohlklang der Sprache geweckt, mich gelehrt Goethe (ein großer Lycopodier) zu lieben, und mich an dessen Weisheit immer wieder zu erinnern. Nur mit der Rechtschreibung hat es nie so geklappt 😉
Alfons Pollak – oh Captain mein Captain – ohne dich wäre ich niemals in der Homöopathie angekommen. Du hast mir gezeigt, das Menschen nicht nur aus Schubladen bestehen, das jede vermeintliche Unart einen tiefen und wahren Grund hat, und das Liebe die Zeit überdauert und alles heilen kann. Ich kenne keinen Menschen, der liebevoller die Würde jedes einzelnen hervorheben kann.
Und ganz neu in meinem lycopodischen Förderer-Team ist Johannes B. Schmidt. Manchmal geht es ganz schnell, dass man sicher weiß, den richtigen Lehrer gefunden zu haben. Die Erfahrung, in wenigen Augenblicken erkannt und gleichzeitig gehalten zu sein, ist eines der wertvollsten Dinge, die mir je passiert sind. Und in dieser achtsamen Stille ist Raum für Tiefe und bisher unerfahrenes Potential. Ich bin voller Freude auf die weitere Ausbildung bei dir!
Ich wollte unbedingt einen Kommentar da lassen, weil ich gerade mit großer Faszination diese Seite entdeckt habe. Ich arbeite schon länger nicht mehr mit meiner Homoöpathin zusammen, weil ich ständig das Gefühl hatte, sie „sieht“ mich nicht, auch meine Kinder nicht. Ich habe mich jedenfalls zufällig über Lycopodium informieren wollen. Meine Kinder hatten es beide schon mal erhalten, ich aber nicht. Und ich finde diese Beschreibung wundervoll und fühle mich tatsächlich sogar verstanden. 🙂 Ob das zu mir passt oder ein anderes weiß ich nicht. Danke für diese spannende Beschreibung. Ich gucke mich gleich mal weiter um.
Liebe Stina,
Vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Besonders üppig ist mein Blog ja leider nicht, aber ich hoffe du hast noch was schönes für dich gefunden. Ich denke der Artikel zu Platin passt ganz gut zum Nicht-Gesehen-Werden. Und der Fall kommt vor dem Hochmut – das unterdrückte Platin
Liebe Grüße <3
Schöner Artikel über eines meiner Lieblingsmittel. Ich kann mich noch erinnern wie ich mich gefühlt hatte als ich das erste Mal eine kleine C30 Dosis eingenommen hatte und auf einmal fühlte ich mich mutiger. Tatsächlich ist meine Angst vor dem Autofahren durch diese eine einzige Gabe plötzlich verschwunden. Muss aber zugeben, dass ich es danach so richtig übertrieben hatte mit dem Experimentieren, so dass ich am Ende immer höhere Potenzen eingenommen hatte, bis sage und schreibe einer MM einnahm (es war der schwierigste Exorzismus den ich je ausgeführt hatte). Übertreiben ist auch typisch für Lycopodium, nicht wahr? Seltsam ist nur, dass danach wirklich alle Lycopodier in meiner Umgebung in alle Himmelsrichtungen verschwunden sind. Seitdem habe ich keinen „klassischen Lycopodier“ mehr gesehen, noch nicht einmal den „elementaren Phosphoricer“.
Eine typische Beschreibung von Lycopodium ist ja tatsächlich „klein, hässlich und meist impotent“, aber genau das Gegenteil ist mir auch öfters aufgefallen, große, schlanke und sehr sympathische Menschen. In Lycopodium steckt auch ein Phosphoricum und beide Mittel haben sehr viel gemeinsam. Lycopodium ist komplexer, so wie alle Pflanzen, die viele Elemente in einem Geflecht vereinen. Beide Mittel haben eine Schwäche der Leber als auch der Lunge und beide Mittel lieben Süßes. Das passt übrigens auch sehr gut zu „medialsten aller Mittel“, denn Phosphor ist unheimlich empfindlich auf atmosphärischen Veränderungen und scheinen keinen Filter für externe Energien zu besitzen. Beide sind so dermaßen ungeerdet, dass man das Gefühl hat sie würden abheben. Lycopodium kann dann dazu neigen sich die „Erdung“ durch übermäßiges Essen zu sichern.
Rechthaberisch, haben ein Problem mit „Ge-Recht-igkeit“, können nicht zwischen Rechts und Links unterscheiden (vor allem bei Fahrlehrer ein riesiges Problem … die auch entsprechende Schüler anziehen), drohen mit dem Rechtsanwalt und befinden sich ein Leben lang in irgendeinem Rechtsstreit, da ist eine Schwäche der Leber vorprogrammiert. Eine „DNS Schwäche“ ist vielleicht der Grund für die körperliche Schwäche, ein vererbter Mangel. Sie sind auch ständig im Minus in ihrem Bankkonto, nicht nur mit ihrem Blutzucker. Kaum haben sie etwas, müssen sie es auch sofort wieder ausgeben. Die Leber sollte eigentlich Glykose speichern, aber eine energetische Schwäche unterbindet diese wichtige Funktion, daher muss nach dem Essen und zwischendurch etwas Süßes genascht werden.
Lycopodium sind auch die größten Opportunisten. Sie begründen das durch eine Art Leitsatz „schließlich seien sie immer benachteiligt gewesen“, so wie bei Welpen die kaum Milch von den Zitzen der Mutter saugen konnten, weil die anderen Welpen schneller und stärker waren und sie deswegen klein und schwach geblieben sind.
Im Süden Europas gibt es unheimlich viele Lycopodianer und auch Opportunisten und auch „Benachteiligte“, man schaue sich die ganzen Politiker an die dem System Geld klauen und nach außen hin gerne Späße machen und den Clown spielen.
Vielen Dank Isuret,
Deine Ergänzungen sind sehr wertvoll und ergänzen meine Aussagen perfekt!
Liebe Barbara, und wieder einmal bewundere ich deine Fähigkeit, in Mittel einzutauchen und sie zu erkennen, zu beschreiben, zu würdigen. Das geht so tief. Danke für diese wundervolle Beschreibung von Lyc.
Von Herzen, Corinna
Herzlichen Dank liebe Corinna