Jedes Kind kann schlafen lernen - oder so leicht kann frühkindliche Traumatisierung geschehen
In meiner Beschäftigung mit Trauma, speziell im Lernen über frühe Traumata und Entwicklungstrauma, habe ich mit Entsetzen festgestellt, wie schnell solche Verletzungen geschehen können. Vor allem aber, welche Folgen im Erwachsenenalter daraus entstehen.
Traumatisierungen sind nicht ausschließlich Ereignisse, die uns wie ein Attentat überwältigen. Sie können auch langsam und stetig geschehen, steter Tropfen höhlt den Stein.
Verletzungen, die umso prägender sind, je häufiger und je früher sie gesetzt werden. Sie müssen im Einzelnen nicht schwerwiegend sein. Aber die fortwährende Wiederholung genügt um ein menschliches Wesen nachhaltig zu verwunden, es stört die Entwicklung, man nennt es Entwicklungstrauma.
Die Folgeerscheinungen unterscheiden sich nur unwesentlich von denen des Schocktraumas, bzw. einer posttraumatischen Belastungsstörung. >> Symptome Entwicklungstrauma aufschlussreich erklärt
Traumatisierte Kinder gehen uns alle an!
Vielleicht denkst du jetzt: Na toll, dann haben wir ja alle irgendwo ein Trauma.
Yep – haben wir!
Der eine mehr, der andere weniger. Kaum einer ist frei davon.
Und ja: Dein späteres Leben hängt auch davon ab, wie vielen Traumatisierungen du ausgesetzt warst. Und im Wesentlichen, ob jemand da war, der das aufgefangen hat.
Und nein: Schuldzuweisungen helfen niemandem!
Gott sei Dank genügt manchmal schon eine einzige Person, auf die sich solch ein Kind voll verlassen kann, eine Person, die es bedingungslos annimmt, schützt und fördert. Häufig sind das Menschen außerhalb der direkten Ursprungsfamile. Eine solche Person kann die volle Ausprägung einer traumatisierenden Entwicklung verhindern.
Wir können es nur versuchen, mit unseren Kindern besser zu machen. Das „Schlafen lernen“ ist nur ein Teilaspekt, den ich heute beschreiben möchte.
Ein Baby, welches ausgiebig nach solchen Methoden „erzogen“ wird, kann im späteren Leben genau dieselben Symptome entwickeln, wie ein Mensch der nur knapp ein Bombenattentat überlebt hat, und danach keine Hilfe bekam. Schwer vorstellbar, oder?
Ist aber leider so.
Erziehung statt Bedürfnisse zu erfüllen?
Wahrscheinlich hast du als Mama oder Papa schon mal von diesem Buch gehört, auf das ich oben anspiele. Wenn du zu den Eltern gehörst, deren Kind Schlafprobleme hat, bestimmt. Auch mein Kind konnte jahrelang nicht wirklich gut einschlafen. In dieser Zeit bin ich nicht nur einmal über Ratgeber gestolpert, die mir Tipps an die Hand geben wollten, bei denen mich ein äußerst ungutes Gefühl beschlich.
Dieses Buch ist nur ein Beispiel von vielen gut gemeinten Strategiehelfern. Die dort enthaltenen Tipps haben wir mehr oder weniger immer wieder von verschiedenen Menschen bekommen. Sie hören sich ja auch so vernünftig und nachvollziehbar an.
Warum ich es herausgreife, ist einzig und allein der Bekanntheitsgrad.
Wenn ich nur „jedes“ in die größte aller Suchmaschinen eintippe, wird mir sofort dieser Buchtitel vorgeschlagen. Mir zeigt dies nur, wie prägend solche Ratgeber auf unsere Gesellschaft wirken.
Wenn ein Kind nicht schlafen kann
Dein Baby will einfach nicht schlafen, es raubt dir vor allem des Nachts deine letzten Kräfte und Nerven, und völlig erschöpft suchst du nach Auswegen, um endlich dein geliebtes Kind zum Einschlafen zu bringen.
Viele Eltern kennen das, manche von vereinzelten Tagen, andere von Wochen, einige auch von Monaten oder Jahren.
Immer ist es ein Ausnahmezustand für Eltern und Kind!
Ganz abgesehen davon, dass es schwer aushaltbar ist, wenn dieses geliebte Wesen einfach nicht zur Ruhe kommt, es bringt uns auch dazu, selbst nicht zur Ruhe zu kommen, und treibt uns nicht nur manchmal an den Rand der Verzweiflung.
Die wertvolle und absolut notwendige Erholungsphase wird uns über einen mehr oder weniger langen Zeitraum genommen. Genommen von dem Wesen, welches wir in der Regel über alles lieben.
Liebe Nichteltern, könnt ihr euch dieses Dilemma vorstellen?
In deiner elterlichen Ratlosigkeit suchst du nun nach Hilfe und guten Tipps. Und das Angebot ist riesig, sehr differenziert, und in seiner Fülle auch voller Widersprüche. Wenn du dich länger damit beschäftigst, weißt du nicht mehr, was du glauben sollst.
Ich habe auch keine Antwort darauf, keinen tollen Tipp. Auch denke ich, dass es keinen einfachen Tipp gibt, der dieses Problem zuverlässig lösen könnte.
Aber was ich sicher weiß ist, dass NIEMAND schlafen kann, wenn man sich nicht in einem Zustand der völligen Sicherheit befindet.
Erholsamer Schlaf gelingt nur in einer sicheren Umgebung
Man kann erschöpft aufgeben, kollabieren, ohnmächtig werden, zusammenbrechen und dann einschlafen. Ja, aber erholsamer Schlaf ist mit Sicherheit etwas anderes, ich denke, da sind wir einer Meinung.
Schlafen kann man nicht lernen. Es ist eine Basisfunktion unseres Körpers!
Wir konnten es alle, von Anfang an! Es ist die Grundvoraussetzung fürs Überleben, wer nicht schläft, stirbt über kurz oder lang.
Warum aber können so viele Babies (und Erwachsene) dann nicht richtig ein- oder durchschlafen? Ganz einfach: weil die Rahmenbedingungen dafür nicht geschaffen sind.
Erlernen kann man nur Fähigkeiten, die uns unbekannt sind, die neu für uns sind. Aber Schlaf ist „basics“, Betriebsprogramm quasi.
Wir müssen es nicht lernen, sondern wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Schlaf möglich ist. Und essentiell dafür ist das Gefühl, dass wir in Sicherheit sind.
Genetisch unterscheiden wir uns nicht wesentlich von unseren Vorfahren aus der Vorzeit, das ist hinlänglich bekannt. Und unser ganzes Nervensystem ist so ausgelegt, dass wir Dinge wie Schlafen, Essen, auf´s Klo gehen nur effizient umsetzen können, wenn kein Säbelzahn-Tiger vor der Höhle steht. Eine eigentlich sehr sinnvolle Einrichtung, überlebensnotwendig.
Heute gibt es keine Säbelzahn-Tiger mehr. Leider wissen das die meisten Babies nicht.*)
* Ironiemodus aus, dafür ist das Thema viel zu ernst.
Ein Baby weiß nicht, wann es in Sicherheit ist. Es fühlt Sicherheit, oder es fühlt Bedrohung. Der Zwischenschritt der Unsicherheit ist auch für ein noch so kleines Wesen gut zu integrieren, wenn jemand Verlässliches da ist, der diese Unsicherheit schnell beseitigt.
Was bedeutet Sicherheit?
Für uns Erwachsene ist die Definition unterschiedlich, und doch relativ klar. Wir können schnell ein paar Punkte nennen, die für uns Sicherheit bedeuten. Wir können auch sagen, was für uns eine Bedrohung darstellt.
Je älter wir werden, desto mehr Erfahrungen sammeln wir, und desto mehr Situationen lernen wir kennen, in denen wir uns nicht sicher fühlen. Und wir wissen auch, dass andere Menschen andere Dinge als Unsicherheit erleben, die für uns völlig safe sind.
Wir unterscheiden Alltags-Sicherheit wie die Fähigkeit größere oder kleinere Bedürfnisse zu stillen von Überlebensnotwendigen Sicherheiten wie ausreichend Nahrung zu haben.
Wir können differenzieren. Je älter wir werden, desto vielschichtiger wird unsere Vorstellung von Sicherheit, zwangsläufig.
Aber was bedeutet Sicherheit für ein kleines Kind?
So ein frisch geborenes Wesen würde alleine und auf sich gestellt wohl kaum länger als ein paar Stunden überleben.
Das „weiß“ es. Seinem System ist völlig klar, dass es alleine nicht überlebensfähig ist. Gleichzeitig hat es Überlebensinstinkte, um ja nicht allein gelassen zu werden: Es schreit, je älter, desto lauter. Schreien ist eines der ersten Dinge, was ein Baby üblicherweise nach der Geburt tut, wenn es die Sicherheit der Gebärmutter verlassen hat.
Und die Natur stattet uns Eltern mit biologischen Mechanismen aus, so ein kleines Wesen ja nicht alleine zu lassen – Hormone und so.
Die grundlegende Sicherheit für ein Baby ist also das Gefühl, geborgen zu sein, in unmittelbarer dichter Nähe eines Erwachsenen, anfangs der Mama, aus der es ja gerade erst herausgekommen ist. Je älter es wird, desto weiter wird das Feld der Möglichkeiten, die Geborgenheit und Sicherheit vermitteln. Papa kommt ins Spiel, Oma und Opa, gute Freunde…
Und irgendwann im Laufe der Säuglings- und Babyzeit kommen Eltern häufig auf die Idee, dass ihr Kind dasselbe Bewusstsein für Sicherheit hat, wie sie selbst. Also z.B. die ausreichende Zufuhr von Nahrung, die sichere Umgebung eines hübsch eingerichteten Kinderzimmers, schicke hochwertige Bio*Babyklamotten, oder eben auch die Elternpräsenz im Nebenraum. Es ist doch immer jemand da.
Nur leider ist ein Baby so schlecht im Denken, es kann nur fühlen. Es erlebt sich besonders in der ersten Zeit nur über Körperkontakt zu anderen Menschen. Je mehr es davon bekommt, desto schneller erfährt es, dass auch Phasen ohne Körperkontakt nicht unmittelbar bedrohlich sind. Dies nennt man eine sichere frühkindliche Bindung.
Babies leben absolut im Augenblick. Sie kennen noch kein gestern und morgen, nur das Jetzt. Sie können auch nicht in die Zukunft schauen, und wissen, dass gleich jemand kommt. Sie können es nur erfahren, und mit jeder positiven Erfahrung wird ihre Sicherheit größer, der Spielraum wird weiter.
Ist so ein Baby-Leben nun aber von eher negativen Erfahrungen bezüglich seiner Sicherheit geprägt, wird es früher oder später in eine nachhaltige Traumatisierung gleiten.
Das dramatische daran ist, es sagt uns niemand.
Unsere Gesellschaft hat keine größeren Spielräume mehr, die tiefe Geborgenheit ermöglichen. Schon lange nicht mehr. Und was heute parallel dazu auch noch abnimmt, sind stabile soziale Netze. Die sind überwiegend digitalisiert worden.
Viele sind darauf angewiesen schnell wieder arbeiten gehen zu können. Viele sind selbst so erschöpft, dass sie keinen sicheren Hafen für ihre Kinder mehr bieten können. Und viele Eltern sind bereits selbst so traumatisiert, dass sie gar nicht mehr fühlen können, was ihr Kind von ihnen am meisten braucht.
Wie kann ein Kind nun schlafen „lernen“?
Sicher nicht, indem du es nach und nach dazu erziehst, nicht mehr zu weinen und zu rufen.
Sicher nicht, indem es die Erfahrung macht, dass ja doch wieder keiner kommt und resigniert.
Sicher nicht, indem es vor lauter Erschöpfung und Angst zusammenbricht.
Ein Baby wird niemals „verstehen“, dass ein Kinderzimmer und ein warmes Gitterbett ein guter Schlafplatz ist. Es wird nur irgendwann aufgeben nach dir zu rufen.
Ein gesundes und sicher gebundenes Kind wird je nach Wesensart früher oder später anfangen, die Welt allein zu erkunden. Es wird alleine schlafen wollen, ein eigenes Zimmer haben wollen, es wird von sich aus beginnen, sich von dir zu lösen.
Jedes Kind kann schlafen… sobald es sich sicher fühlt!
Grundlegenden Faktoren kennst du sicher: Satt sein, trocken und warm sein, keine Schmerzen zu haben. Das hast du sicherlich alles im Blick.
Aber die wichtigste Sicherheit für ein Baby bist einzig und alleine DU, als Elternteil oder als primäre Bezugsperson. Glücklich sind diejenigen, die diese wichtige Rolle aufteilen können, in mehrere ganz wichtige und nahe Bezugspersonen. Das reduziert die Verantwortung für den Einzelnen.
… Im Übrigen, überlastetes Krippenpersonal und Erzieher können diese Aufgabe allein angesichts des Personalschlüssels niemals genügend erfüllen.
Ein Kind fühlt sich sicher, wenn es erlebt, dass Mama und Papa da sind. Wirklich da, präsent. Anfangs nur über den erwähnten Körperkontakt, aber auch noch später nur über die tatsächliche Präsenz. Wenn wir selbstvergessen am Smartphone hantieren, in Gedanken bei der Arbeit sind, oder uns andere Sorgen beschäftigen, sind wir in diesem Moment nicht greifbar für unser Kind. Auch nicht, oder gerade dann nicht, wenn wir in diesen Momenten unser Kind mechanisch berühren.
Natürlich lässt sich solch eine 100% Aufmerksamkeit nicht permanent bewerkstelligen. Aber du könntest versuchen, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie häufig du wirklich vollständig bei deinem Kind bist. Möglicherweise kannst du diese Zeiten ausbauen.
Wenn dich dieser Gedanke stresst, ist es gut möglich, dass du bereits selbst in der Überforderung bist.
Ein Kind ist niemals sicherer als seine Eltern
Ein weiterer Sicherheitsfaktor für ein Kind ist das eigene Sicherheitsgefühl der Eltern.
Wenn du selbst in der Überforderung bist, unsicher wie du diese Phasen bewerkstelligen sollst, wie du dein eigenes Leben gut gestalten kannst, wird dein Kind das spüren – instinktiv! Neben der Achtsamkeit für die wirkliche Präsenz ist also auch die eigene Sicherheit extrem wichtig.
Du könntest überprüfen, wie sicher du dich selbst in deinem Leben, und im Leben mit deinem Kind fühlst. Und ob es nicht etwas gibt, was du für dich selbst tun kannst, damit du dich sicherer fühlst.
Wahrscheinlich ist dies die größte Verantwortung die du als Eltern mit dir trägst. Und gleichzeitig ist es hochwirksam auf deine Kinder.
Es wird nicht möglich sein, die Kinder vor den eigenen Unsicherheiten abzuschotten, muss es auch gar nicht, so ist das Leben nun mal. Aber versuche genügend Räume zu schaffen, die unbelastet sind. Auch ist es bereits sehr entlastend, sich der eigenen Unsicherheiten bewusst zu werden, und in die größtmögliche Verantwortung zu gehen. Denn nur so ist man in der Lage, damit zu arbeiten. Wegschauen hilft auf Dauer einfach nicht. Weder dir, und schon gar nicht deinem Kind.
Wenn Körperkontakt und sichere Bindung nicht gelingt
Es gibt Babies, die einen engen Körperkontakt nicht, oder nur sehr zögerlich zulassen.
Das ist schlimm. Richtig schlimm.
Nicht nur für das Kind, auch für die Eltern, die ihre Liebe nicht ausdrücken dürfen. Es zeigt, dass grundlegende Dinge nicht in Ordnung sind. Das grundlegende Vertrauen hat dieses Baby bereits verloren. Gründe dafür sind vielfältig.
Häufig erlebt man diese Verweigerung bei Kindern, die in Brutkästen mussten, die viel zu früh auf diese Welt kamen, oder die ihren Müttern nach der Geburt weggenommen wurden.
Aber auch schlimmere Vorfälle schon während der Schwangerschaft können solch ein kleines Wesen so verunsichern, dass es sich von liebevollem Körperkontakt bedroht fühlt. Genauso ursächlich kann auch die tiefe Unsicherheit der Mutter sein, selbst schwer traumatisiert, gefangen in einer Depression oder Krankheit. Und leider sterben auch Elternteile manchmal viel zu früh.
Neben all den Ursachen, wo ein früher Körperkontakt einfach nicht machbar war, gibt es natürlich auch Gründe, wo Erwachsene nicht in ihre Verantwortung gegangen sind, oder noch schlimmer, bewusst und wissentlich dem Kind Schaden zugefügt haben.
Nur was kann man dann noch tun, wenn schon am Anfang alles schief geht? Was kann danach noch aufgeholt werden?
Vieles!
Ob es in schweren Fällen auch ohne professionelle Hilfe gelingt, kann ich nicht sicher sagen.
Aber in jedem Fall braucht solch eine Familie Unterstützung, wie auch immer. Liebevolle Großeltern, gute zuverlässige Freunde, oder eben auch „Professionelle“.
Wenn ein Kind so einsam ist, dann müssen als erstes die Eltern und wir alle dafür sorgen, dass sie mit ihrem Kind nicht alleine sind.
Ein Fazit
Traumatisierung ist kein Problem des Einzelnen, es ist zum Problem unserer Gesellschaft geworden.
In unserer wohlhabenden und augenscheinlich so sicheren Welt gibt es unzählige Opfer, sie treten nur nicht klar in Erscheinung, weil nicht hingesehen wird. Weil die Auswirkungen zu wenig bekannt sind. Weil die Auslöser so still und leise geschehen, und die Betroffenen selbst im immer stiller und leiser werden.
Generationen, die sich weitestgehend an Äußerlichkeiten orientieren, keinen Halt im eigenen Selbst finden, Menschen, die unfähig zu Selbstliebe und Empathie sind, eine Ich-Bezogenheit, die immer größere Ausmaße annimmt oder auch eine Angst vor Fremden wo Neugier sein könnte, viele dieser heute alltäglichen Phänomene resultieren auch aus Entwicklungstraumata.
Und weil ich so sicher bin, dass sich viele dieser Traumata vermeiden liessen, wünsche ich mir, dass endlich mehr Aufklärung stattfindet und Bewusstsein dafür entsteht. Dass Gesellschaft und Politik, und insbesondere wir selbst, jeder Einzelne, Räume erschafft, in denen wenigstens ein bedürfnisorientiertes Aufwachsen unserer Kleinsten wieder möglich wird.
Ich wünsche mir so sehr, dass diese Spirale aus „Nicht-gesehen“ und „Nicht-gehört“ werden endlich ein Ende nimmt.
Ich wünsche mir, dass niemand mehr solche Ratgeber kauft, dass es niemand mehr gibt, der jungen Eltern empfiehlt, die kleinen Kinder doch nicht zu sehr mit Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit zu verwöhnen, und dass es völlig normal ist, wenn junge Eltern ihre Babies im Tragetuch ständig bei sich haben.
Ich wünsche mir, dass keine Mutter dieser Welt mehr ärgerlich und vorwurfsvoll angesehen wird, wenn sie ihr schreiendes Kind nicht beruhigen kann, sondern das diese Mütter in solchen Situationen liebevolle und mitfühlende Blicke bekommen (noch bekommen diese Blicke nur die hilflosen Väter).
Ich wünsche mir, dass es wieder genug gute Hebammen gibt, die nicht total überfordert sind, sondern die Zeit vor der Geburt auch dafür nutzen, die Eltern aufzuklären, was wirklich wichtig für ein Baby ist.
Ich bin mir sicher, wenn wir nur solche kleinen Veränderungen zulassen könnten, schon eine ganze Menge in Richtung bindungsorientierter Gesellschaft passieren würde.
Nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn Kinder und Eltern die höchste Priorität in unserem Lande hätten. Was würde sein, wenn wir eine neue Generation hegen und aufwachsen lassen, die in sich sicher und verankert wäre. Die auch abseits des Materiellen alle Grundvoraussetzungen mitbringt um ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wie achtsam würden diese jungen Leute mit sich und den anderen, mit unserer Umwelt und den Ressourcen umgehen, wie weise und nachhaltig würden sie unsere Gesellschaft in der Zukunft führen können?
Zu schön um wahr zu sein? Ich nenne es auch eine sinnvolle und nachhaltige Investition in unser Land – mal ganz abgesehen von den vielen Seelen, die nicht mehr diese unerträglichen Schmerzen und Ängste aushalten müssten.
Vielen Dank, dass du bis hierher gelesen hast!
Ich freue mich immer riesig über Kommentare und beantworte sehr gerne deine Fragen.
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Toller Beitrag! Wirklich gute (Pionier-) Arbeit zum Thema leistet auch Katharina Klees mit ihrer Praxis, Ausbildungen, Büchern.. Sie hat ein fundiertes Konzept erarbeitet, wie wir unsere Traumen heilen können und vermeiden es an unsere Kinder weiter zugeben. Danke für das beleuchten dieses noch sehr im Dunkeln liegenden Themas!
Vielen Dank Simone! Katharina Klees sagt mir bisher noch nichts, aber ich werde sie mir gerne mal anschauen!
Ein ganz wundervoller Artikel und ein so wichtiges Thema! Danke für deine differenzierte Aufklärung!
So ein grundlegender Aspekt darauf hinzuweisen, das ein Trauma nicht nur durch eine Kriegskatastrophe oder Mord und Totschlag entsteht! Oft können es eben Dinge sein, die wir mit dem Verstand erstmal als „nicht so schlimm“ einstufen! Dennoch können diese Erfahrungen tiefe Krater in der Seele hinterlassen. Bis hin zu einer Abspaltung von Seelenanteilen – wie ich es aus meiner schamanischen Arbeit kenne!
Umso wichtiger deine klaren Worte! Danke!
Liebe Grüße,
Denisa Loredana Vadala, Krisenbegleiterin | Ennearom-Therapeutin | Drachenfrau
Liebe Denisa,
Herzlichen Dank für diese Worte! Aus meiner Erfahrung resultiert daraus nicht nur eine Abspaltung von Seelenanteilen, sondern auch ganze Körperteile, das Vermögen sich selbst zu fühlen, oder eigene Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen kann verloren gehen. Mir wird erst jetzt bewusst, wie sehr solche Traumata sich auf allen Ebenen auswirken. Gerade weil unser Verstand uns suggeriert, das wäre doch alles nicht so schlimm, kommen wir oft erst nach einem Zusammenbruch darauf, oder nach dem Zeitpunkt, an dem nicht einmal mehr das „Funktionieren“ funktioniert.
Umso wichtiger, dass sich Therapeuten aus allen Ecken des Spektrums um diese Problematik kümmern.
Und liebe Grüße auch an die Drachin <3 <3