Es gibt etwas, was du trotz deiner Depression heute schaffst!
Wenn du an irgendeiner Form von Depressionen leidest, oder auch einfach so einen total miesen motivationslosen Tag hast, solltest du diese 10 Tipps einmal ausprobieren.
Diese Liste ist NICHT für Menschen gedacht, die sich gerade in einem ganz akuten Trauerzustand befinden, sondern als eine Art Notfallprogramm für die besonders schlimmen Tage in einer chronischen Depression..
Ich hasse ja Checklisten, aber manchmal sind sie wirklich ein Segen – besonders wenn man gerade so gar nichts mehr auf die Reihe bekommt.
Ein wesentliches Merkmal aller Depressionen ist die Antriebslosigkeit
Nicht-Betroffene glauben meist, daß diese Zustände vor allem mit tiefer Traurigkeit zu tun haben.
Das ist nicht immer so!
Natürlich gibt es Phasen und Formen von depressiven Erkrankungen wo die Menschen unendlich traurig sind, aber das was alle Erscheinungsformen einer Depression gemeinsam haben, ist die zeitweise Unfähigkeit sich selbst zu motivieren, sie haben keinerlei Antrieb mehr – mit schlimmen Folgen.
Dabei ist gerade der erste Schritt ins Tun ein wesentlicher Bestandteil die lähmende Fessel ein wenig zu lockern.
Wenn du diesen Artikel gerade liest, hast du wahrscheinlich KEINEN besonders schlimmen Tag
Denn an solchen Tagen sitzt oder liegst du nur irgendwo rum, und hoffst dass dieser Tag endlich zu Ende gehen möge. Du bist vielleicht morgens noch aufgestanden, hast dich aber nicht angezogen, geschweige denn Zähne geputzt oder den Abwasch erledigt.
Es ist unwahrscheinlich dass du etwas gegessen hast, und nur mit viel Glück hast du wenigstens einen Kaffee getrunken. Und so vegetierst du an einem besonders beschissenen Tag in deiner Wohnung herum, schläfst manchmal ein wenig, aber die meiste Zeit starrst du dumpf in eine Ecke, denkst wenig und fühlst vor allem Eines: LEERE.
Sollte dieser Zustand im Laufe des Tages besser werden, dann steigt diese gnadenlose Sinnlosigkeit solch eines Lebens in dir auf, und was dann… welche Gedanken kommen in dir auf?
Ich wette mit dir, dass es mehr oder weniger immer die Selben sind, ein ewiges Karussell der Destruktion.
Wenn du solche Zustände kennst, dann ist es für dich wichtig einen Notfallplan zu haben, der auch umsetzbar ist!
Eine Checkliste, die du an solchen Tagen stumpf abarbeitest, kann dir helfen aus einem „absoluten Scheißtag“ einen „Ganz OK-Tag“ zu machen.
Dabei ist es notwendig, dass du dich an besseren Tagen für den Notfall vorbereitest, am besten HEUTE noch.
Ich stelle dir hier einmal 10 Punkte vor, die du in deine Liste aufnehmen kannst, und ich hoffe daß dir selbst auch andere Dinge einfallen, die möglicherweise besser zu dir und deinem schlimmen Tag passen.
ToDo-Liste für einen ganz besch... Tag
- Atmen:
Steh auf, stell dich an´ s offene Fenster und atme 20 Mal tief durch! Morgens – Mittags – Abends - Anziehen:
Zwinge dich dazu, etwas Frisches anzuziehen – eine frische Schlabberhose ist völlig ok! - Trinken:
Stelle dir eine große Flasche Wasser und ein Glas griffbereit hin! - Kuscheltier:
Ja, du hast richtig gelesen! Besorge dir ein passendes Kuscheltier, nimm es in den Arm, und schau was nach einer Weile passiert. - Mantra:
Überlege dir ein kurzes Mantra, dass du monoton vor dich hin flüstern kannst – nicht nur denken, Sprechen! Ein Vorschlag: „Ich bin es mir wert!“ oder „Egal was passiert, weiteratmen!“ - 10 Minuten aufräumen:
Zwinge dich dazu in dieser kurzen Zeit etwas für deine Wohnung zu tun, z.B. das Bett machen, Spülmaschiene einräumen, Waschbecken putzen… egal – Hauptsache du schaffst etwas. - Grimassen schneiden:
Versuche mit aller Kraft dein Gesicht zu verziehen, und diese Grimasse für wenigstens 30 Sekunden zu halten. Es geht nur darum Bewegung in deine Mimik zu bringen. (Wobei laut Vera F. Birkenbiehl die Grinse-Grimasse durchaus nach einer Weile dein Gehirn davon überzeugen kann ein paar Glückshormone freizusetzen – bei mir funktioniert es!) - Essen machen:
Sei es dir wert und bereite dir einen Imbiss zu – nicht einfach nur irgendwas aus der Packung in dich hineinstopfen. Und wenn es nur ein aufgeschnittener schön angerichteter Apfel ist. - Notfall – Video:
Besorge dir ein paar Filme, die dich schon immer berührt haben, beschrifte sie mit „Notfall-Film“ und kuck dir einen davon an – egal ob du Lust hast oder nicht! Eine Watch-List bei YouTube ist auch in Ordnung, solange die Filme mindestens 30 Minuten dauern. Es eigenen sich Dramen, Komödien, Natur- und Wissensdokus, Kinderfilme, Biografien – alles was dir hilft dich aus deiner Interessenlosigkeit dir selbst gegenüber zu holen. - Stift und Papier:
Mein letzter Tipp ist etwas für Fortgeschrittene, oder wenn es dir Dank der vorigen 9 Punkte schon etwas besser geht.
Schreibe einen Brief den du niemals abschicken wirst.
Schreibe ihn an eine Person, von der du dir vorstellen könntest dass sie jetzt bei dir wäre.
Schreibe ihr, wie schlecht es dir geht, und was sie dir vielleicht Gutes tun könnte. Dabei ist es völlig egal, was dein Ego dazu sagt, denn nur du wirst es lesen. Alles ist erlaubt.
Und vielleicht darfst du erleben, dass auch diese rein energetischen Botschaften immer irgendwo ankommen und Gehör finden – wenigstens in dir selbst!
Versuche tatsächlich zu schreiben, und diesen Brief nicht nur in Gedanken zu formulieren.
Um für solche Tage nun gut vorbereitet zu sein, solltest du dir deine eigene Liste anfertigen, mehrfach ausdrucken und bereit halten. So kannst du sie im Ernstfall herausholen und Schritt für Schritt abarbeiten.
Und was soll das bringen?
Klar, so ein Tag geht auch irgendwann vorbei, du kennst das ja wahrscheinlich schon zu Genüge.
Aber das große Problem am Durchhalten solcher besonders schlechten Tage in einer depressiven Phase ist, dass sie uns langfristig die Selbstachtung und Wertschätzung des eigenen Lebens (noch mehr) verlieren lassen.
Egal in welcher Therapie du dich befindest, ob du Medikamente einnimmst, oder versuchst alleine damit klar zu kommen – es gibt diese Tage, und sie werden immer wieder da sein. Und je öfter du sie einfach durchhältst, desto tiefer werden sie sich in deinem Seelenleben als „Normalität“ einprägen. Ich weiß wovon ich spreche
Mir geht es hier nicht um das Annehmen der Krankheit an sich, das ist ein ganz anderes Thema, und Wegschauen war noch nie eine Lösung – Nein:
Es geht darum dir selbst zu beweisen, dass du Mittel und Wege an der Hand hast, dem Ganzen wenigstens die Spitze zu nehmen, und ein Stück Kontrolle wieder zurück zu erlangen!
Lesetipps:
- Es gibt eine spannende Sammlung zu Artikeln die sich mit Burnout und Depressionen bei Eltern beschäftigt, einfach mal reinschnuppern.
- Herr Bock – Depressionist: Ein Blog der mich zutiefst berührt
- Bist du böse auf mich Mama? Ein Gastartikel, den ich für „EmmaLi-Blog“ geschrieben habe
Kennst du Menschen mit solchen Tagen und/oder hast Ideen, was sonst noch hilfreich sein könnte? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Vielen Dank, dass du bis hierher gelesen hast!
Ich freue mich immer riesig über Kommentare und beantworte sehr gerne deine Fragen.
.
Ich brauche noch ein paar Infos für die Mein Verhalten Ich gehe schnell in die Luft und würde gerne wissen wie ich mich verhalten kann wenn Leute mich dumm machen Alles Gute für das neue Jahr 23 Familie GILLER
Danke für diese Punkte. Mir hilft auch ein einfacher Tuschkasten, ein Pinsel und ein Blatt. Ich nehme eine Farbe und zeichne eine Spirale/Schnecke von innen nach außen. Dann eine weitere Farbe und so weiter. Jede Farbe steht für etwas wofür ich dankbar bin und was ich der Außenwelt/ meinen Lieben/meinen Tieren geben. Wie wertvoll ich für mich und andere bin. Z.B. gelb Dankbarkeit für meinen Atem, grün dass ich so liebevoll mit meinen Tieren umgehe, rosa Dankbarkeit für meine Familie, hellblau dass ich anderen vorlebe sich an kleinen Dingen zu freuen. Das mache ich ganz in Ruhe und Entspannung. Bis diese Spirale aus ca. 10 Farben besteht. Hier kann ich erkennen wieviel schönes/ gutes ich meiner Außenwelt geben kann. Danach andersherum. Von außen nach innen. Jetzt steht jede Farbe für gute Dinge die mir widerfahren. Z.B. rot für die Freundin, die sich regelmäßig meldet, weil sie mich mag, gold für die Sonne die mir ins Gesicht scheint ( der den Wind der mein Haar zerzaust), hellblau für meinen Mann der mich in den Arm nimmt, grün für die Hilfe die ich bekomme…. usw.
Eine weitere Methode: “ Tue das kleinst mögliche“ Was bist du gerade in der Lage zu leisten? Ich schaffe es zu atmen. Dann atme. Ich schaffe es die Augen zu öffnen und ein Bild anzuschauen. Dann schau. Ich schaffe es mich auszusetzen und aufzustehen. Dann steh auf. Ich schaffe es mir einen Tee zu machen. Dann der Tee… usw. Vielleicht können diese Punkte jemanden unterstützen.
Lg
Vielen herzlichen Dank für deine tollen Ergänzungen.
Alles Gute für dich!
Hallo, vielen Dank für die Tipps! So oder so ähnlich mache ich das auch immer. Ich muss dir aber in einem Punkt widersprechen : “ Wenn du diesen Artikel gerade liest, hast du wahrscheinlich KEINEN“ besonders schlimmen Tag. Das ist ein wenig wie ein Schlag ins Gesicht, sorry. Es gibt sogar so genannte „hochfunktionale Depressive“ , die es trotz Depression schaffen eine Fassade nach außen aufrechtzuerhalten und ihren Alltag nach weitgehend gut bewältigen können. Das bedeutet nicht, dass sie weniger leiden!
Ich bin heute aufgestanden, habe es kaum aus dem Bett geschafft, bin viel zu spät mit meiner Hündin rausgegangen und meine Wohnung ist ein Schlachtfeld. Auch gestern habe ich es nicht aus dem Bett geschafft und nur gehofft, dass der Tag rumgeht. Gerade in solchen Moment googel auch nach solchen Artikeln, einfach um irgendetwas zu haben woran ich mich festhalten kann… Bzw einfach, um zu merken, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht. LG
Liebe Laura,
Ein Schlag in´s Gesicht ist das letzte was mit diesem Satz gemeint war! Es tut mir wirklich extrem leid, dass du das so empfunden hast!
Der Satz sollte veranschaulichen, wie stark die Apathie sein kann, wenn man mitten drin steckt. Denn solche Zustände gibt es auch, da hat man nicht mal mehr die Energie das Handy in die Hand zu nehmen, und zu googeln.
Darauf bezog ich mich.
Liebe Grüße, und vielen Dank für deine Zuschrift!
Hallo Barbara …
… danke für den Pingback. 🙂 Das hat mich auf deine Seite und den Text aufmerksam gemacht. Der Plan ist super, da könnte für jeden für etwas dabei sein. Grundsätzlich ist das Wichtigste, eine kleine Struktur für die „schlechten Tage“ zu haben – auch wenn es kein 10 Punkte sind. Müssen es nicht sein. Aber Struktur. Und am Ende des Tages schauen, was geklappt hat. Geht mal gar nichts, sollte Punkt 11 greifen: Radikale Akzeptanz. Akzeptieren, dass es heute einfach mal so ist, und einfach nichts funktioniert. Morgen ist ein neuer Tag für neue Entscheidungen und neuen Chancen, sich die kleine Struktur aufzubauen.
Lieber Herr Bock 🙂
Vielen Dank – vor allem auch für Punkt 11! Ich bin echt froh, dass ich auch deinen Blog gefunden habe, denn er berührt mich sehr. Vieles was du schreibst, wabert auch konturlos in meinem Hirn herum, aber du formulierst es dort mit gefühlter Leichtigkeit!