Giersch: Ein wertvolles Heilkraut
Viele Gärtner hassen ihn, Kräuterkundige lieben ihn.
Und wer Giersch als Unkraut betrachtet, dem empfehle ich dringend ihn einfach aufzuessen, oder eben als Heilpflanze zu nutzen.
In meinem Garten hat sich längst ein natürliches Gleichgewicht eingestellt, und er überwuchert meine Beete nicht mehr.
Mein Vorrat war letztes Jahr schnell erschöpft, da unter meinen Freunden und Verwandten einige mit diesem „Zipperlein“ Gicht geplagt sind. Aber jetzt im Frühjahr ist genau die richtige Zeit den jungen Giersch zu sammeln und zu verarbeiten. (Später geht auch, nur ist dann die Heilkraft nicht mehr ganz so hoch.)
Giersch-Salbe gegen schmerzende Gelenke und Ekzeme
Die klassische Anwendung erfolgt auf schmerzende Gelenke in einem Gichtanfall – typischerweise ist der große Zeh als erstes betroffen.
Gicht entsteht unter anderem durch überhöhten Harnsäuregehalt im Blut, wodurch sich der Überschuß meist an den Gelenken ablagert und gemeine Schmerzen macht. Der Giersch soll nun helfen diese Schmerzen zu lindern.
Dafür wird er in der Volksmedizin seit Jahrhunderten verwendet, und bekam deshalb auch den Beinamen Podagra– kraut (Gichtzehen-Kraut).
Die Creme hift aber auch bei trockenen, juckenden Ekzemen. Häufig sind für diese Hautbeschwerden auch „zwischengelagerte“ Stoffwechsel-endprodukte wie die Harnsäure verantwortlich.
Giersch scheint diese Abbauprodukte der Säuren schneller ins Recycling zu bringen – nur eine Theorie von mir…. ohne Garantie 😉
Für die Herstellung der Salbe braucht man einen Ölauszug und eine Tinktur, ein Nachmachen ist kinderleicht, wenn auch etwas arbeitsintensiv.
Ölauszug aus frischen Giersch-Blättern
Dazu sammelst du am besten junge Triebe, schneidest sie klein und gibst sie in ein hohes Schraubglas. Fülle das Glas mit Oliven- oder Rapsöl auf, dass alle Teile gut bedeckt sind.
Im Wasserbad wird diese Mischung nun für etwa 40 Minuten erwärmt und gelegentlich umgerührt. (maximal 60 Grad)
Danch kannst du den Ölauszug gemütlich abkühlen lassen, filtrieren (durch eine Feinstrumpfhose oder einen Kaffeefilter) und weiterverwenden. Es ist ein schönes hellgrünes Öl entstanden.
Normalerweise bevorzuge ich die schonendere Vorgehensweise des Ansetzens und stelle das Glas für 3 – 6 Wochen an einen warmen Ort im Halbschatten. Aber ich habe festgestellt, dass der Giersch wirkungsvoller ist, wenn er schnell verarbeitet wird. (Mercur-Pflanze eben 😉 aber dazu mehr an einem anderen Tag!)
Ebenso in der Turbovariante wird die Tinktur gemacht:
Herstellung einer Giersch-Tinktur
Die Blätter werden von den harten unteren Stielen befreit, kleingeschnitten und mit 40 Vol%. Alkohol übergossen bis sie gut bedeckt sind. Es eignet sich hier z.B. Vodka oder Doppelkorn.
Dann brauchst du einen Mixer, der nicht gleich den Geist aufgibt. Denn nun wird das Ganze mit höchstmöglicher Drehzahl gehäckselt. Ich nutze dafür den Thermomix, aber ein guter Smoothie-Mixer kann das auch.
Nach etwa 5 – 10 Minuten hast du einen grünen wässrigen Pflanzenbrei, der noch etwas ruhen sollte bevor du ihn weiterverarbeitest.
Jetzt ist es wichtig dass sauber filtriert wird, und die leuchtend grüne Tinktur keine Schwebstoffe mehr enthält.
Wie oben ist für den ersten Filtervorgang eine Feinstrumpfhose sehr hilfreich, für weitere Filtervorgänge bieten sich Kaffee- / oder Teefilter an, zuletzt gebe ich das ganze immer noch durch einen Wattebausch, das holt erfahrungsgemäß die letzten Schwebstoffe heraus.
Sind beide Grundlagen hergestellt, kann die Cremeherstellung beginnen.
Salbe aus frischem Giersch selbstgemacht – ein Rezept
Zutaten:
40 g Giersch-Öl
40 g Giersch-Tinktur
10 g Lanolin
5 g Bienenwachs
5g Kakaobutter oder Sheabutter
15 Tropfen ätherisches Pfefferminzöl
Alles außer der Tinktur und Pfefferminzöl wird nun in einem hohen Schraubglas im Wasserbad vorsichtig geschmolzen und auf etwa 40 – 50 Grad erwärmt.
Die Tinktur stelle ich in einem weiteren Glas im selben Wasserbad daneben, damit beide die gleiche Temperatur bekommen.
Achte darauf, dass das Wasser nicht kocht, sonst wird alles zu heiß, und du verlierst Inhaltsstoffe. Ein Küchenthermometer leistet hier wertvolle Dienste – maximal 60 Grad!
Wenn beides auf Temperatur gebracht ist wird die Tinktur langsam in die ölige Mischung gegeben und dabei kräftig gerührt! Am besten funktioniert das mit dem Quirl-Aufsatz des Stabmixers, oder einem Handrührgerät.
Schnell entsteht eine schöne grüne Creme, die relativ zügig fest werden sollte. Jetzt erst gibst du das Pfefferminzöl hinzu!
Solange sie noch warm ist kannst du sie ganz einfach in passende Tigel umfüllen. Mit Name und Datum etikettieren, und schon ist deine Giersch-Creme fertig!
Hinweise zur Haltbarkeit
Sauberes und hygienisches Arbeiten ist natürlich die Grundvoraussetzung, auch die verwendeten Gefässe müssen keimfrei sein. Ich bewahre die Tigel im Kühlschrank auf, so ist sie auch sehr angenehm in der Anwendung auf den entzündeten Stellen.
Mir ist auch nach Monaten noch keine Creme schlecht geworden, einzig die hübsche grüne Farbe verliert sich langsam und wird eher hellbraun. Auch die Wirkung scheint nicht nachzulassen.
Sammeltipps nach dem Mondkalender
- Der Vollmond ist generell für fast alle Kräuter ein besonders guter Tag um Heilkräuter zu sammeln
- Sonst gilt: die meisten Blätter und Blüten werden am besten im zunehmenden Mond gesammelt, das sind die 14 Tage vor dem Vollmondtermin.
- Alternativ kann man die Phase des aufsteigenden Mondes nutzen. Das sind Zeiten in denen der Mond im Tierkreiszeicen Schütze bis Zwillinge steht
- Wer schon weiß für welche Krankheiten er die gesammelten Kräuter genau einsetzen will, der kann sich außerdem an den Mondzeichen orientieren, die für das jeweilige Organsystem besondere Bedeutung haben.
Für die Gierschsalbe sind mir z.B. besonders die Anwendungen gegen Gicht und Hautleiden wichtig, also wähle ich im günstigsten Fall einen Steinbocktag der gleichsam für Knochen, Gelenke und Hautleiden steht.
Wie man sieht gibt es, wenn man sich nach dem Mond richten will, eine Menge Spielraum.
Auch wenn sich einige Termine überschneiden oder gar wiedersprechen. Wichtig ist, dass ihr an diesem Tag Zeit und Lust habt, und dass es nicht regnet 😉
Orientiert euch einfach an der Nummerierung der Liste – an Vollmondtagen könnt ihr praktisch gar nichts verkehrt machen!
Es wird auch empfohlen Blätter an Blattagen zu sammeln, das sind Krebs, Skorpion und Fische – wobei die Skorpion-Tage generell sehr günstig zum Sammeln von Heilkräutern sind. Aber zu kompliziert will ich es euch ja nun auch nicht machen….
Ausschlaggebend ist natürlich immer das Wetter und die Jahreszeit. Bei Regen macht Heilkräutersammeln gar keinen Sinn, sie ziehen an solchen Tagen ihre Heilkräfte eher nach innen, und wirken nicht so gut. Sonnenschein ist nicht zwingend erforderlich, außer ihr wollt Blüten sammeln, da nutzt ihr am besten die milde Vormittagssonne.
Anmerkung:
Diesen Artikel habe ich auch bei kostbarenatur.net veröffentlicht – für meine Leser hier habe ich ihn hier ein wenig … na sagen wir mal „individueller“ ausgearbeitet.
Ich hoffe du hattest Spass beim Lesen und bist motiviert es nachzumachen!
Vielen Dank, dass du bis hierher gelesen hast!
Ich freue mich immer riesig über Kommentare und beantworte sehr gerne deine Fragen.
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Liebe Barbara
Dein e Artikel sind super. Er ist sehr informativ. Du hast die Lust in mir erweckt es nach zumachen. Dankeschön für deine Zeit und das Teilen deines Wissens. Ich werde weiter bei Dir stöbern und ausprobieren. Liebe Grüße Sabine
Vielen herzlichen Dank Sabine!
Der Giersch kommt ja gerade ganz frisch aus der Erde. Und ich habe bereits die ersten Blättchen gezupft, um sie in der Salatsoße oder Quarkdip unterzubringen. Gerade im Frühling helfen uns die Kräfte des Giersch besonders effektiv um uns vom Winter zu entschlacken 🙂
Liebe Barbara, vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Das werde ich ausprobieren sobald der Giersch wieder wächst. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so viele verschiedene Zeiten für Heilkräuter-Sammlung gibt und von Blatt-Tagen hatte ich bislang noch nichts gehört. Sehr spannend, werde sicher noch öfter bei dir hereinschauen.
Klasse! Endlich mal jemand der weiß wovon er redet! Toller Beitrag, Dankeschön! 🙂